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2012 war insgesamt ein schwieriges Jahr für das Projekt Honduras-Opal, so daß es neben den Fortschritten und Verbesserungen in manchen Kooperativen auch Stagnation und Rückschritte gegeben hat. Bestätigt hat sich dabei allerdings die bereits bei unserem ersten Besuch 2008 getroffene Entscheidung, vier verschiedene Kooperativen in den vier Dörfern zu gründen (ein Wunsch der Opaleros, der sich mit unserer Einschätzung der Lage deckte). Auf diese Weise lassen sich manche der aufgetretenen Probleme begrenzen und die Entwicklungschancen andernorts
bleiben gewahrt.

Rückschritte

Aktuell arbeiten nur noch zwei der ursprünglichen vier Kooperativen aktiv am Opalabbau. Dies sind Erandique Centro und San Antonio Montana.

Der Kooperative San Andres ist es trotz Unterstützung von der honduranischen Bergbaubehörde (DEFOMIN) nicht gelungen, die Rechtsunklarheiten bezüglich der Besitzverhältnisse des Minengrundstücks zu klären. Anstatt hier lange und kostspielige Rechtsstreits zu führen, wurde daher geplant, den Abbau auf einem andern Grundstück durchzuführen. Da auf diesem Grundstück zwar Opale vermutet werden, jedoch der genaue Verlauf opalführender Schichten nicht bekannt ist, müßten zu Beginn ausführliche geologische Untersuchungen des Geländes durchgeführt werden – was aus Kostengründen bislang nicht möglich war. Falls nicht durch einen Glücksfund eine
opalführende Schicht auf dem neuen Gelände entdeckt wird, ist derzeit nicht zu erwarten, daß die Kooperative in San Andres auf absehbare Zeit im Opalabbau aktiv werden wird.

 

Die Kooperative Gualguire hat nach anfänglich großer Begeisterung ihre Aktivitäten wieder eingeschränkt. Grund dafür sind wohl Absatzprobleme der geförderten Opale. Da es aktuell in Erandique keine gemeinsamen Verkaufsräume für alle Kooperativen mehr gibt (dazu unten mehr) und Gualguire nur ein sehr kleiner Ort ohne Zentrum ist, wird er weder von Touristen, noch Händlern aufgesucht. Die einzige Absatzmöglichkeit für die Opaleros in Gualguire ist daher der Verkauf von Rohsteinen an die Kooperative in Erandique. Das ist jedoch weit weniger lukrativ, als der Direktverkauf und der Absatz von Fertigprodukten.

Der dramatischste Rückschritt für das gesamte Projekt ist daher, daß die Kooperativen zwar noch immer die „Casa de Opalos“ in Erandique als gemeinsames Versammlungsgebäude nutzen, daß dort jedoch – entgegen der ursprünglichen Planung - kein gemeinsamer Verkaufsraum existiert. Das benachteiligt insbesondere die Kooperativen in den kleinen, außerhalb liegenden Dörfern (Gualguire, San Antonio Montana), die Opaleros aus Erandique können ihre Opale weiterhin in ihren eigenen Häusern verkaufen.  

Für den weiteren Fortschritt des Projekts – insbesondere für die Kooperativen Gualguire und San Antonio Montana – ist es jedoch unabdingbar, daß die ein direkter Zugang zu Endkunden – wie er über den Verkaufsraum in der „Casa de Opalos“ gedacht war – realisiert wird. Hier könnten sich der Fair Trade Minerals & Gems e.V. und die anderen Partner des Projekts (DEFOMIN, GIZ) engagieren.

Stagnation

Die Tatsache, das der Verkaufsraum in der „Casa de Opalos“ nie wie geplant realisiert worden ist, erschwert auch die Weiterentwicklung in der Kooperative San Antonio Montana. Da das Dorf in seiner Abseitslage in den Bergen (zwei Stunden Fußweg nach Erandique) nie von potentiellen Käufern aufgesucht wird, sind Verkaufsräume in Erandique die einzige Chance für einen Direktverkauf der eigenen Produkte. Zumal Erandique durch die zunehmende Popularität der Opale in Honduras von immer mehr Interessenten aufgesucht wird (dazu unten mehr).

Unsere bereits 2011 getroffene Entscheidung, unsere Unterstützung auf die Kooperative in San Antonio Montana zu fokussieren, war daher richtig, denn hier ist sowohl ein sehr großes Potential an wertvollen Feuer- und Kristallopalen vorhanden, als auch ein großes Engagement der Opaleros, die z.B. nun mit selbstgebrannten Ziegeln ihr eigenes Werkstattgebäude durch die von den Kunden der Marco Schreier Mineralienhandlung gespendeten Schleifmaschinen bauen. Doch die nach wie vor bittere Armut der dortigen Bevölkerung macht jede weitere Investition für sie selbst zu einer fast unüberwindbaren Hürde. Die Kooperative San Antonio Montana braucht daher dringend weitere Unterstützung!

Die brennendste Aufgabe ist nun aktuell, direkte Absatzmöglichkeiten für die Opale sowie später für die in der eigenen Schleiferei hergestellten Produkte zu schaffen. Möglichkeiten hierfür wären eigene Verkaufsräume der Kooperative in Erandique. Ohne Hilfe von außen wird die Kooperative jedoch beides nicht bewerkstelligen können, und ohne solche Absatzmöglichkeiten lohnen sich weder der Opalabbau auf dem neuen, durch Spendengelder erworbenen Gelände, noch die Verarbeitung der Opale in der eigenen, ebenfalls durch Spenden finanzierten Werkstatt. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, könnte der Fair Trade Minerals & Gems e.V. Spenden für einen eigenen Verkaufsraum sammeln.

Fortschritte

PPP-Projekt: Schleiftrainings

Die bereits im September-Bericht erwähnten Schleiftrainings, die durch die GIZ im Rahmen des PPP-Projektes geplant waren, finden statt und führen auch zu großen Erfolgen in Bezug auf die Verbesserung beim Schleifen der schwarzen Matrixopale. Die Grundfertigkeiten beim Schleifen von Opalen werden von immer mehr Menschen gelernt, während parallel dazu weitere Trainings für Fortgeschrittene stattfinden. Laut Aussage von Michael Vogt, der im November vor Ort war, werden inzwischen qualitativ hochwertige Steine in Honduras geschliffen und auch im Binnenmarkt angeboten.

Dies ist ein Verdienst der unablässigen Bemühungen von Antonio Portillo, der als Repräsentant der Kooperativen mit großem Aufwand und Einsatz PR Kampagnen für den Honduras Opal durchgeführt hat. Aufgrund der genannten Gründe kommt der größte Nutzen hiervon jedoch der Kooperative Erandique zugute, da Erandique der geographische Anlaufpunkt für Interessenten ist, woran die Kooperativen in den kleineren Dörfern derzeit nicht partizipieren. Dennoch sind die Resultate der Schleiftrainings und die Verbesserung der Qualität als Erfolg zu sehen, da sie Grundlage dafür sind, daß überhaupt ein Handel möglich ist (mehr dazu im nächsten Abschnitt).

Gute Nachfrage nach schwarzem Matrixopal

Insgesamt ist die Nachfrage nach schwarzem Matrixopal innerhalb der letzten zwei Jahre so weit gestiegen, daß zumindest die Kooperative in Erandique Centro regelmäßige Verkäufe verzeichnen kann. Die in den Jahren 2009 – 2011 seitens des Fair Trade Minerals & Gems e.V. durchgeführten Maßnahmen (in erster Linie Schulungen, Details im Internet unter http://fairtrademinerals.de/projekte/honduras-opal.html) waren offensichtlich so erfolgreich und nachhaltig, daß die Kooperative in Erandique Centro aus derzeitiger Sicht keine weitere Unterstützung benötigt. Die Mitglieder der Kooperative tun ihr Bestes, sich zu organisieren, führen Buch über ihre Verkäufe, halten ordentliche Versammlungen ab, organisieren oder beteiligen sich an regionalen Messen und Ausstellungen und bemühen sich durchaus, als Kooperative zusammenzuarbeiten. Noch sind sie nicht jeder historisch gewachsenen Eigendynamik Herr und es gibt immer wieder Einzelne, die an der Kooperative vorbei arbeiten und Geschäfte machen, doch die Zusammenarbeit wächst. Hier ist die wirtschaftliche Grundlage entstanden, die notwendig ist, um nun Schritt für Schritt die Fair Trade Kriterien einzuführen und umzusetzen. Dafür ist jedoch Beratung seitens des Fair Trade Minerals & Gems e.V. notwendig.

Opal auf dem Weg zum Nationalstein

Noch vor vier Jahren wußte fast niemand in Honduras, daß es überhaupt honduranische Opale gibt. Dies hat sich – maßgeblich durch die unermüdlichen Aktivitäten von Antonio Portillo – sehr stark geändert: Durch zahlreiche Werbe- und Marketingveranstaltungen, durch Messepräsenzen und häufige Dokumentationen und Interviews in Funk und Fernsehen, wird der Opal in Honduras immer bekannter. Auch die Unterstützung der Regierung für das Opal-Projekt ist weiterhin sehr groß und das Bewußtsein über diese wertvolle honduranische Ressource im Parlament allgegenwärtig. Laut der Einschätzung von Antonio Portillo ist der Opal auf dem besten Weg, im Bewußtsein der Menschen der honduranische Nationalstein zu werden, was auch Michael Vogt nach seinen beiden
Besuchen im Jahr 2012 bestätigt.

Hilfe für San Antonio Montana

Die von den Kunden der Marco Schreier GmbH gesammelten Spendengelder wurden durch den Fair Trade Minerals & Gems e.V. als Sachspenden zum Aufbau einer Schleiferei in San Antonio Montana nach Honduras geschickt. Um Kosten zu sparen, wurden die Maschinen nebst Zubehör als Zuladung in einem Container verschickt, mit dem der honduranische Nationalkongress in Deutschland gekaufte Profi-Schleifmaschinen der Fa. Winter nach Honduras importierte. Dies erwies sich im Nachhinein als Fehler: Aufgrund von Zollschwierigkeiten lag der Container einen Teil des Jahres bei der honduranischen Zollbehörde fest. Die vom Nationalkongress bewilligte Befreiung vom Importzoll
wurde von der Zollbehörde lange Zeit nicht akzeptiert. Dadurch lag der Container im Hafen fest und trotz mehrerer Eingaben pro Woche (!) an verschiedenste Instanzen rührte sich nichts. Ungeklärte Zuständigkeiten, nicht verfügbare Politiker, viele Ankündigungen, die sich im Sande verliefen. Erst als wir dem Nationalkongress in einem Schreiben den Besuch und die Inspektion durch unser Vereinsmitglied Michael Vogt ankündigten, wurde der Container mit unseren Sachspenden an den Bestimmungsort geliefert. Die Schleifmaschinen und das Zubehör für die in Chile zur Stromerzeugung gekaufte Wasserturbine, kamen buchstäblich in letzter Minute – aber immerhin gerade noch rechtzeitig – zur Schulung von Michael Vogt in San Antonio Montana an.
 
Auch die Wasserturbine kam – ebenfalls aufgrund von Problemen mit der Lieferung und dem Zoll – praktisch zeitgleich in San Antonio Montana an. Sie wird nun durch Experten der GIZ in den kommenden Monaten (2013) installiert.

Schleif-Schulung für San Antonio Montana

Eines der wichtigsten Ziele für 2012 war – neben der Lieferung einer eigenen Schleiferei nach San Antonio Montana – eine Schulung speziell zur Bearbeitung der Kristall- und Feueropale, die ausschließlich dort gefunden werden und deren Schleifbarkeit sich deutlich von der des schwarzen Matrixopals unterscheidet. Diese Schulung wurde von Michael Vogt im Auftrag des Fair Trade Minerals & Gems e.V.  durchgeführt. Die Schulung mit allen Nebenkosten konnte bislang nur zu einem Teil durch die Spenden von KundInnen der Marco Schreier Mineralienhandlung finanziert werden. Zur vollständigen Finanzierung fehlen noch knapp € 4.500,–, die 2013 noch durch Spenden eingebracht werden müssen.

Die Schulung, zu der ein eigener Bericht von Michael Vogt erstellt wurde, war aus unserer Sicht ein wesentlicher Meilenstein für die Kooperative San Antonio Montana. Neben den Verbesserungen beim Schleifen der Opale, war es wichtig, die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten für die Kooperative vor Ort zu eruieren und mit den Menschen dort zu besprechen. Wörtliches Zitat von Michael Vogt nach seiner Rückkehr: „Nach meiner Auffassung herrscht ein kooperativer Geist und ein gemeinsames Denken am ehesten in San Antonio Montana vor.“

Ausblick 2013

Aktuell sehen wir keine Möglichkeit, die Kooperativen San Andres und Gualguire wieder zu aktiverem Handeln zu bewegen. Bezüglich Gualguire gehen wir davon aus, daß im Fall weiter steigender Nachfrage nach schwarzem Matrixopal  und neuen Möglichkeiten, in Erandique ausstellen und verkaufen zu können, die Mitglieder der Kooperative wieder aktiv Opale fördern würden. Im Fall von San Andres wären hohe Investionen in geologische Untersuchungen und ggf. sogar in professionellen Bergbau notwendig, um den dortigen Opaleros die Möglichkeit zu bieten, ihren Lebensunterhalt mit dem Abbau von Opalen zu verdienen. Der dafür notwendige Aufwand übersteigt jedoch die Möglichkeiten des Fair Trade Minerals & Gems e.V. bei weitem.

Für die Kooperative Erandique Centro besteht aus unserer Sicht kein direkter Unterstützungs- und Förderungsbedarf mehr. Hier ist inzwischen keine Entwicklungszusammenarbeit mehr nötig, denn die Kooperative hat alle wirtschaftlichen Voraussetzungen und notwendigen Kenntnisse, um auf eigenen Beinen zu stehen. Die weitere Aufgabe des Fair Trade Minerals & Gems e.V. könnte hier sein, durch Zusammenarbeit mit der Kooperative den Fair Trade Aspekt des Projektes zu verstärken.

Trotz der Werkstatt und der sehr erfolgreichen Schulung in San Antonio Montana ist hier der Durchbruch noch nicht geschafft. Damit die Opaleros mit dem Opalabbau und der Opalverarbeitung tatsächlich maßgeblich zu ihrem Lebensunterhalt beitragen können, muß der Opalabbau professioneller werden und ein direkter Verkauf in den honduranischen Binnenmarkt möglich sein (Verkaufsraum in Erandique). Für den internationalen Handel mit den dortigen Feuer- und Kristallopalen, der durchaus lohnenswert wäre, müssen außerdem Vertriebskanäle geschaffen
werden. Laut der Expertise von Michael Vogt, Geologe und Mitglied des Fair Trade Minerals & Gems e.V., wäre ein professioneller Bergbau vor Ort möglich und auch rentabel. Für San Antonio Montana gilt es daher, weitere Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zu entwerfen, umzusetzen und zu finanzieren. Eine weitere Unterstützung durch den Fair Trade Minerals & Gems e.V. und andere Partner des Projekts (DEFOMIN, GIZ) ist dafür unabdingbar.

Die Honduras AG im Fair Trade Minerals & Gems e.V.
Wolfgang Maier, Michael Vogt, Michael Gienger